Das neue Jahr ist gut gestartet, denn zu meiner Freude hat mich das EMOTION Magazin für die 01/02-Ausgabe 2021 als Expertin für Resilienz & Leadership angefragt. In der Rubrik „3 Fragen zu meinem Job“ geht es einer Leserin um folgendes Thema:
„Die wirtschaftliche Unsicherheit belastet mich sehr. Als Teamleiterin möchte ich mir das nicht anmerken lassen. Wie werde ich stärker?“
Hier meine Tipps für die Projektmanagerin:
Klar, Sie möchten als Teamleiterin Vorbild für Ihre Mitarbeiter*innen sein und keine Verunsicherung schüren. Aber je länger die Krise dauert, desto schwieriger wird es, Stärke und Optimismus wirklich zu spüren.
Fangen Sie bei sich an, die negative Denkspirale zu durchbrechen. Gegen Versagensängste hilft, sich seines Potenzials bewusst zu werden. Erstellen Sie (schriftlich!) eine Erfolgsliste: Welche Beiträge haben Sie für das Unternehmen geleistet, welche Herausforderungen gemeistert – und welche Ihrer Stärken haben Ihnen dabei geholfen?
Richten Sie Ihren Fokus auch auf die positiven Begleiterscheinungen der Krise wie Digitalisierung und Homeoffice. Gegenüber Ihrem Team ist Kommunikation das A und O – erst recht, wenn die Kolleg*innen von zu Hause aus arbeiten. Sprechen Sie regelmäßig mit allen einzeln, fragen Sie, wie es läuft. Fördern Sie Teamarbeit und treffen Sie sich nicht nur zum fachlichen Austausch, sondern auch ab und zu zum Plaudern – das geht auch per Videokonferenz!
Hier kannst du dir den Artikel zusammen mit den beiden weiteren Fragen downloaden:
Zu diesem Thema lässt sich viel mehr sagen als in das vorgegebene Format hineinpasst. Hier noch einige Gedanken dazu:
In dieser aktuellen Situation die Chefin zu sein, die der eigenen Gedanken und Gefühle und gleichzeitig die des Teams, erfordert einiges an innerer Kraft und Stärke oder anders ausgedrückt an Resilienz.
Mit überschaubaren Hindernissen oder Krisen haben wir oftmals gelernt umzugehen. Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wie viel Resilienz wir bereits entwickelt haben. Das Leben fordert uns heraus und kleine oder größere Heldinnenreisen warten auf uns. Die gehören dazu. Wir lernen, Lösungswege zu finden, lassen uns dabei von anderen unterstützen, freuen uns über ein gutes Ergebnis oder überlegen, was wir beim nächsten Mal anders machen könnten. Damit sind wir nicht alleine. Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass es anderen auch so geht.
Die Geschichten von Marianne Steiff, der „Mutter der Teddybären“, der Schriftstellerinnen Astrid Lindgren oder C. K. Rowling, das Model Winnie Harlow oder Oprah Winfrey beschreiben Frauen, die nie aufgegeben haben, die sich mit sich selbst und mit widrigen äußeren Umständen auseinandersetzen mussten. Sie haben einfach weitergemacht. Du hast vielleicht deine eigene Lieblingsheldin – das brauen keine berühmten Persönlichkeiten zu sein, das kann genauso deine Oma sein, die im Leben durch Höhen und Tiefen gegangen und genau deswegen für dich zum Vorbild geworden ist.
Hier findest du das Beispiel von Anna Lang, einer 108-jährigen, die in ihrem Leben viele Krisen erleben musste, dabei voller Zuversicht und Liebe geblieben ist und damit für viele eine Inspiration. Denn: Sie hat sich bei aller Mühsal nie aufgegeben, sondern ist sich selbst immer treu geblieben.
Selbstführung und Führung in der Krise
Die aktuelle Krise hat uns im letzten Jahr alle völlig überrollt. Das warf viele erst mal aus der Bahn. Einige fingen sich schneller, andere brauchten etwas länger, um sich wieder selbst zu sortieren und sich der eigenen
Gerade als Führungskraft waren wir plötzlich auf unterschiedlichsten Ebenen gefordert: als Mensch, als Führungskraft, als Mutter, als Partnerin, als Freundin … Überall Veränderungen: Die täglichen Routinen griffen nicht mehr und wir brauchten einen Plan bzw. wir mussten damit leben, dass es nicht wirklich einen gab. Unser Improvisationsgeschick war gefragt und unser Zutrauen in uns selbst.
Wenn wir als Führungskraft über Selbstführung in der Krise sprechen, bedeutet das, dass wir uns erst selbst wieder ins Lot bringen, dass wir unsere Schutzfaktoren aktivieren und unserer Ressourcen ausbauen.
Sind die inneren Zweifel zu groß, überträgst du das ganz schnell in dein Team und die Unruhe wächst.
Wenn du als Führungskraft in Sorge bist, möglicherweise den Arbeitsplatz zu verlieren, weil das Unternehmen vielleicht nicht durch die Krise kommt, kannst du dich von dieser Sorge überrollen lassen oder du kannst prüfen, was du brauchst, um für eine Veränderung gewappnet zu sein.
Über welche Kompetenzen verfügst du bereits, was ergänzt deine Fähigkeiten oder nutzt du die Chance, um etwas ganz anderes zu tun. Wenn du dich selbst bewusst stärkst und für dich in Optionen bzw. Möglichkeiten denken kannst und dir Handlungsspielräume erschaffst, transportierst du eine ganz andere Haltung und Energie in dein Team.
Dazu ein Beispiel:
Der Grund für die Krise einer Abteilungsleiterin Rechnungswesen in einer Sparkasse war keine Pandemie, sondern ein neuer Vorstandsvorsitzender. Gleich in den ersten Gesprächen ahnte sie, dass das keine konstruktive, wertschätzende Zusammenarbeit werden konnte. Sie sorgte sich, beim ersten Fehler entlassen zu werden. Als Hauptverdienerin mit zwei Kindern, dem Hausbau, den alten Eltern in der Nachbarschaft empfand sie sich als völlig abhängig davon diese Stelle behalten zu müssen. Der Spagat, sich innerlich verloren zu fühlen und dem Team gegenüber stark auftreten zu müssen, zerriss sie fast. Sie wandte sich an mich, weil sie ihre Ängste, den Job zu verlieren, allein nicht bewältigen konnte. Ihre Familie, die Freunde und einige Kollegen konnten ihre Panik nicht nachvollziehen. Sie war mit Anfang 30 eine topausgebildete Spezialistin mit Berufs- und Führungserfahrung und einigen Zusatzqualifikationen. Erst als wir im Gespräch die Vorstellung des möglichen Jobverlustes beiseitegeschoben und überlegt haben, wofür sie ihr Know-how und ihre Fähigkeiten noch brauchen könnte, welche Branchen ihr gefallen würden und für welche Positionen sie infrage käme, konnte sie sich entspannen. Und stolz sein, auf das, was sie in eine neue Herausforderung alles mitbringen würde. In dem Bewusstsein über Alternativen zu verfügen, sah sie den nächsten Besprechungen mit dem neuen Vorstand gelassener entgegen. Es gelang ihr, ihn nicht grundsätzlich als Bedrohung wahrzunehmen. Heute ist diese Arbeitsbeziehung von gegenseitigem Respekt geprägt.